Ab 14 Jahren
Kennst du die Geschichte von Kodjo Awusi, dem Mann, der ohne Papiere durch Berlin hetzt und gleichzeitig Jäger und Gejagter ist? Nein? Ich kenne sie. Und ich werde sie dir jetzt erzählen.
Issa Brinkmöller ist Betreiberin eines Frisörsalons für Menschen mit Schwarzem und krausem Haar. In ihren Salon kommen Menschen mit Haaren hinein und gehen mit einer Krone hinaus. Im Hinterzimmer ihres Geschäfts hat sie einen Treffpunkt eingerichtet; der Versuch, einen safer space zu schaffen, für all die Menschen, die von da draußen, einer Welt voller weißer Vorherrschaft, eine Pause brauchen. Für all die Menschen, die sich freuen würden, wäre Arielle Schwarz oder die nicht erst seit dem Mord an George Floyd oder dem Attentat in Hanau gegen Rassismus kämpfen. Für all die Menschen, die ein Trauma haben, eben weil all das passiert oder nicht passiert. Für all die Menschen, für die Sicherheit keine Selbstverständlichkeit ist. Hier trifft sie auch Kodjo. Er wird ihr bester Freund. Kodjo lebt seit ein paar Jahren ohne Papiere in Berlin. Aber eigentlich hat er es sich in dieser Situation ganz gut eingerichtet. Nur fürs Träumen vom Auswandern nach Mallorca oder naja, von einer eigenen Wohnung oder einem Job als Historiker, bleibt nicht mehr so viel Zeit, seitdem er sich ständig vor der Polizei verstecken muss. Und eines Abends wird ihm auch noch der letzte Traum genommen – der Traum von der Hoffnung: Denn er beobachtet aus dem Fenster seiner Unterkunft den Mord an einer Frau. Als er ihr helfen will, ist es nicht nur zu spät für sie, sondern auch für ihn. Er wird am Tatort gesehen. Und damit zum Gejagten eines Systems, das ihn, den Schwarzen Mann, nicht für unschuldig erklären wird, solange es so ist, wie es ist. Und er hat nur eine Chance: selbst der Jäger des echten Mörders zu werden. Ein Film? Nein. Kodjos Realität.
Und Issa? Issa ist jetzt da und hat Zeit. Sie hat sich extra schön gemacht für Dich. Und sie will Dir Kodjos Geschichte erzählen, während sie Champagner ins Meer zu den Ahnen gießt.
Aufführungen
DO, 14.09.23 um 19.30 Uhr
FR, 15.09.23 um 19.30 Uhr
DO, 12.10.23 um 10 Uhr
DO, 12.10.23 um 19.30 Uhr
FR, 08.12.23 um 19.30 Uhr
Checkt auch die interaktive Webseite von ISSA VERSUS ILLEGAL: https://www.yellowdressproudactions.com/issa-versus-illegal-interaktiv
Von und mit: Mirrianne Mahn
Regie: Hannah Schassner
Text/Bühne/Kostüm/Konzept: Mirrianne Mahn und Hannah Schassner
Assistenz: Joy Owie & Liana Barth
Musik: Max Clouth
Fotos: Mandanography & Bato Prosic
„In der neuen (…) Fassung „Issa versus 2020“ (…) bleibt der thrillerartige Kern des Stücks erhalten. Wieder beeindruckt Mirrianne Mahn als Issa: mal plaudernd, mal wütend-verzweifelt anklagend, mal fassungslos angesichts der Ungerechtigkeiten. (…) Die Namen der Toten, die Ereignisse in Amerika, Hanau und andernorts werden in dem Stück mit der Geschichte Kodjos zu einem stimmigen Ganzen verwoben (…) Womöglich wirkt die neue Fassung dadurch noch bedrückender und aufwühlender als die ursprüngliche.“ (FAZ, September 2023)
„Man muss Illegal nicht gesehen haben, um Issa vs. Illegal zu verstehen. (…) Issa ist da, um uns ihre Version von Kodjos Tod zu erzählen. Schritt für Schritt lässt sie nacherleben, wie der Freund vom Zeugen eines Mordes und zum Jäger des Mörders und dann selbst zum tödlich Gejagten wurde, Schicht um Schicht legt sie frei, warum Kodjo der simple
Wunsch, in dieser Stadt seiner Wahl zu leben, zum Verhängnis wurde. (…) Und sie macht auch klar, dass so ein sprachlos wie ratlos machendes Ende, wie es Kodjo auf der Flucht vor einem Mörder, den er selbst hat stellen wollen, erlitt, nicht das Ende sein darf. Nie mehr Opfer seiner eigenen Geschichte sein, lautet ihr Credo. (…) Mahn ist fraglos ein
Entertain-Talent und entwickelt einen Sog, der sie und ihre Zuhörer mühelos über anderthalb Stunden trägt.“ (Strandgut, April 2019)
„Mirrianne Mahn brilliert“ und das Stück ist „auf viele Arten erbarmungslos. Geschont wird niemand. Sie selbst nicht und erst recht nicht das Publikum, mit dem sie gekonnt und ungeheuer charismatisch interagiert. Kodjos Geschichte wird zu der Geschichte von allen. (...) Das Stück schwankt stets zwischen lockerer Plauderei und eindringlichen, intensiven Momenten. Was bleibt, ist die absolute Überzeugung, dass jedes Wort aus Issas Mund einer grausamen Wahrheit entspringt." (FRIZZ-Magazin, Mai 2019)
Fotos: Bato Prosic