Pressestimmen "Blutsbande"

nach Kleist/Shakespeare

Regie: Alexander Brill

Premiere: 17.9.09


"es war ein energiegeladener abend. (...) die umsetzung des theaterleiters alexander brill ist eine allegorie auf politische konflikte seit dem ende des kalten krieges. alle dafür wesentlichen akteure tauchen auf: zwei verfeindete parteien, die eine gut geölte propaganda-maschine betreiben und entsprechend eingefärbte medien, deren gefährliches halbwissen mehr zur verwirrung als zur aufklärung beiträgt. dazu kommen schwache zivilgesellschaften, deren mitglieder entweder in kriminellen machenschaften ihr auskommen finden oder, so wie die intellektuellen, die konflikte zwar durchschauen, sich aber resigniert-sarkastisch abwenden. (...) muslime, juden und christen stehen gemeinsam auf der bühne, und natürlich lässt sich das stück auch auf die verhältnisse im nahen osten übertragen. fünf der elf schauspieler haben krieg selbst erleben müssen. sie berichten in kurzen monologen, was sich in den städten abspielt, die bombardiert werden und von denen der zuschauer im tv in der regel nur wacklige bilder eines erleuchteten nachthimmels sieht."

 

Frankfurter Rundschau, 19.09.2009
von felix ehring

 

 

"alexander brill hat mit seiner theaterperipherie den nerv der zeit getroffen. die auseinandersetzung mit den menschen und kulturen an der gesellschaftlichen peripherie fruchtete bisher mit zwei herausragenden inszenierungen, die nicht nur in frankfurt gespielt wurden, sondern die auch gastspieleinladungen ins in- und ausland erhielten. (...) faszinierend wirkt die manipulation der medien, die geschickt wichtige details auslassen oder belangloses zur wichtigkeit erheben und so das geschehen massiv manipulieren und die stimmung aufheizen. (...) brills sprache ist modern und klassisch zugleich. es wird kein blatt vor den mund genommen, es wird offen gesagt, was gedacht wird und doch eine strenge form gewahrt. (...) um den aktualitätsfaktor zu erhöhen wurde die handlung an den aufflammenden konflikt zwischen palästinensern und israelis angelehnt, spielen junge darsteller mit christlichen, jüdischen und muslimischen wurzeln, sie spielen sich allesamt in die herzen der zuschauer."

 

kulturfreak.de, 19.09.2009
von markus gründig

 

 

"das frankfurter ensemble theaterperipherie macht sich einen namen mit heiklen stoffen. das neue stück "blutsbande" zeigt eine liebe in hasserfüllter welt. in münchen wird ein mann zu tode getreten, in ansbach eine schule von einem amokläufer heimgesucht - keine einfache zeit für das theater, will es die brutalen verhältnisse vor augen führen durch übersteigerte spielkunst. also bleibt der bühne die erklärung vorbehalten, wie hass und gewalt in die welt kommen, wie das getriebe des blinden gemetzels funktioniert. ebendies leistet das ensemble theaterperipherie. unter leitung von alexander brill haben die darsteller in der frankfurter jugendkulturkirche sankt peter jetzt ihr drittes stück herausgebracht unter dem doppeldeutigen titel "blutsbande". (...) wieder hat sich das ensemble einen schwierigen stoff vorgeknöpft und souverän bewältigt."

 

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Rhein-Main-Zeitung/kultur, 19.09.2009